Zukunftsreise in eine beteiligende Behörde 2030
Frühlingszeit im Berlin des Jahres 2030. Gemächlich schlendern wir auf dem Weg zu unserem Termin durch die Straßen der Innenstadt. Es ist ruhiger geworden in Berlin – leise und dezent gleiten einige Elektroautos an uns vorbei, auch sie nur noch wenige an der Zahl. Dafür sind die Vögel wieder zurück in der Stadt. Die vielen Insektenweiden, die nach dem großen Entsiegelungsprogramm vor vier Jahren an allen Ecken in den Kiezen entstanden sind, machten es möglich. Der Umbau der Hauptstadt in der ‘Climate Adaptation’ hat mit den ersten Hitzewellen Anfang der 20er begonnen – und einmal mehr kommt ins Bewußtsein, wie schnell doch Vieles angegangen und umgesetzt werden konnte. Auch die Wegelystraße gehört zu den Straßenzügen, die halbseitig entsiegelt und wiederbegrünt wurden – ein lichter Stadtwald zieht sich mehr und mehr durch Berlin. Spendet Schatten. Kühle feuchte Luft am Morgen – ehe die Hitze gegen Mittag wieder das Zepter in der Stadt übernimmt und uns schon im Mai täglich daran erinnert, dass unser globales Klimasystem in hellem Aufruhr ist. Und unsere menschliche Gesellschaft mitten drin. Zum Glück bewahren wir gemeinsam die Ruhe.
Wir erreichen das große Gebäude des Bundesamts. Verabredet sind wir mit der Abteilung B – B für Beteiligung. Als kleines Team zivilgesellschaftlicher Akteure und Aktivist:innen verschiedener Regionen sind wir zu einem der regelmäßigen FutureHubs eingeladen worden – einem Gesprächsformat, in dem die Behörde Begegnungen mit allen Teilen der Bevölkerung anbietet und kultiviert. Sie lädt dazu ein. Jede Woche sitzen 10 zufallsgeloste Bürger:innen im Hub und arbeiten mit Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Stakeholdern an einer relevanten Fragestellung, einem Thema oder in einer Methode. Jeden Freitag treffen sie dann auf Vertreter:innen des Präsidialamtes und präsentieren und bewegen die Ergebnisse der Woche. Ein richtiges Dialogformat im Sinne der ‘permanenten Konferenz’ ist entstanden, in dem Faktenwissen, Wissenschaft und Politik auf Kunst, Kultur und Menschlichkeit trifft. Als erste beteiligende, lernende und selbsthinterfragende Behörde wurden hier verschiedene solcher innovativen Vorstöße in die Transformation der Vewaltungssysteme gemacht – und viel Zuspruch, Kooperationsbereitschaft und echte Beteiligung erfahren und ermöglicht.
Mit der Ukraine-Krise 2022 wurde das Thema nukleare Energie plötzlich erneut zum breiten gesellschaftlichen Diskurs. Friedliche Nutzung oder gefährliche Kriegsmaschinerie? Mit dem Weichen des russischen Gases aus europäischen Ländern, Handelsembargos und Fliegerbomben in Kiew erreichten wir eine Schwelle – des Ungewissen, der Unsicherheit, immer wieder auch der Angst. Froh sind wir heute, dass wir uns gemeinsam konsequent für eine Haltung von Kooperation und Beteiligung auf Augenhöhe entschieden haben – die allermeisten sind an Bord.
Auch innerhalb der Behörde hat die neue ‘Kultur der kreativen Krise’ eigene und vielfach sehr hilfreiche Formen angenommen. In der ‘internen Transformation’ lösten andere Organisationsmuster die alten Hierarchien ab, ‘Podular Organisations’, selbstorganisierte und hierarchiefrei Teams, setzen sich an vielen Stellen besonders in der heißen Phase 2023/24 durch und erwiesen sich vielfach als agiler und handlungsfähiger. Und auch einige digitale Durchbrüche konnten mit neuen Perspektiven, Erweiterung von Rahmenmöglichkeiten und dem kurzfristigen und temporären Dazuholen freier Expertise erreicht werden. Der interne Prozess der ‘digitalen Transformation’, den das Bundesamt mit Beteiligten aus allen relevanten Abteilungen 2022 begann, wurde zu einer gemeinsamen lebendigen Story, an der alle Beschäftigten mittlerweile aktiv mitwirken. Aber dazu mehr an anderer Stelle.